So gelingt die Nachfolge in Ihrem Unternehmen

Für die Unternehmensnachfolge braucht es eine gute Vorbereitung und genügend Zeit. Externe Fachpersonen helfen, den Verkauf aus neutraler Perspektive zu begleiten. Zwei Experten erklärten im Webinar, wie die Nachfolgeplanung gelingt.

Verfasst von Loris Gregorio

Zwei Männer sitzen in einem Sitzungszimmer an einem Tisch und schütteln sich die Hände.
Für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge braucht es eine gute Planung. (Bild: iStockPhoto)

Ein Unternehmen ist für Gründerinnen und Gründer nicht nur Geschäftssache, sondern eine Herzensangelegenheit. Trotzdem sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer eines Tages Gedanken über die Nachfolgeplanung machen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um die Nachfolge zu planen? Und wer soll meine Firma übernehmen? Antworten zu diesen Herausforderungen gab es im Gryps-Webinar von den Experten Raimund Staubli und Samy Liechti (die Aufzeichnung anschauen und die Präsentation herunterladen). Sie sind Experten im Thema Unternehmensnachfolge und beraten im Raiffeisen Unternehmerzentrum (RUZ) Kunden, die eine Anschlusslösung für ihre Firma suchen.

90’000 Unternehmen zur Nachfolge bestimmt

Doch warum beschäftigt das Thema Nachfolgeplanung die Schweizer KMU-Welt? Laut einer Analyse von Dun & Breadstreet müssen in den kommenden fünf Jahren über 90’000 Schweizer Unternehmen an eine neue Generation übergeben werden.

Einige dieser Unternehmen haben sich wohl bereits Gedanken über die Nachfolge gemacht oder befinden sich schon in deren Planung. Andere sollten jetzt beginnen, darüber nachzudenken. Doch wie viel Zeit braucht es nun? Der Experte Raimund Staubli sagt: «Fünf Jahre und noch mehr wären ideal.» Im Webinar erklärte er den Zeitaufwand im Detail.

Wie viel Zeit muss ich für die Nachfolge einrechnen?

Beim Zeitbedarf unterscheidet Raimund Staubli, Verantwortlicher Kompetenzteam Unternehmensnachfolge, zwischen drei Optionen der Nachfolge: an ein firmenexternes Management, an bestehende Mitarbeitende oder an Familienmitglieder. Er erklärt die drei Varianten:

  • «Management-Buy-In» (1,6 Jahre): Der Verkauf an ein firmenexternes Management dauert durchschnittlich etwa eineinhalb Jahre. Bei dieser Variante spielen in der Regel am wenigsten Emotionen mit. «Hier wird verkauft und der Verkäufer ist weg», fasst Staubli zusammen.
  • «Management-Buy-Out» (3,3 Jahre): Wenn bestehende Mitarbeitende die Firma übernehmen wollen, dauert dies drei bis dreieinhalb Jahre. Aus der Praxis weiss Staubli: «Viele Unternehmer haben einen Traummitarbeiter. Dieser muss sich erst so entwickeln, dass er die Firma übernehmen kann.» Auch das Vermögen der potenziellen Nachfolge spielt eine Rolle.
  • «Family-Buy-Out» (6,6 Jahre): Mit durchschnittlich über sechseinhalb Jahren dauert die familieninterne Nachfolge am längsten und birgt die meisten Herausforderungen. Kinder der Gründer sind teilweise nicht im richtigen Alter oder arbeiten noch nicht im Betrieb. Unter anderem spielen familienintern auch das Erbe und andere Finanzthemen eine Rolle.
(Daten: Dun & Breadstreet / Grafik: Raiffeisen Unternehmerzentrum)

Was die benötigte Zeit betrifft, unterscheiden sich diese drei Nachfolgevarianten wesentlich. Es gibt aber keinen zu frühen Zeitpunkt, um sich über die Nachfolge Gedanken zu machen. Staubli: «Schon wenn man eine Firma gründet, kann man sich überlegen, wie es später weitergeht.» Wichtig sei es zudem, potenzielle Nachfolger, etwa Kinder oder Mitarbeitende, möglichst früh ins Boot zu holen.

Staubli begleitet seit zehn Jahren Unternehmen, die in die Nachfolge gehen. Als wichtiger Tipp sagt er: «Ziehen Sie auch früh Experten bei. Diese sollen neutral, unabhängig und extern sein.» Eigene Treuhänder oder Anwälte kennen das Unternehmen zwar, sie sind jedoch parteiisch und stehen dem Inhaber nahe. «Neutrale Fachleute blicken von aussen auf das Unternehmen und beleuchten auch mal kritische Fragen», begründet Staubli.

Wie bereite ich eine Nachfolge vor?

Das Raiffeisen Unternehmerzentrum stellt für die gelungene Vorbereitung auf die Nachfolge vier Hauptschritte vor:

1. Klarheit über meine Unternehmensnachfolge schaffen

Hier setzen sich Unternehmen mit persönlichen Fragen auseinander. «Oft beginnt diese Phase locker. Irgendwann merken die Unternehmer dann: ‹Ui, jetzt muss ich abgeben und ich habe nichts mehr zu sagen in der Firma›», erklärt Staubli. Unternehmer denken auch über das Privatleben nach der Abgabe nach: Welche Freundschaften habe ich danach noch? Welche Hobbys kann ich dann noch machen?

Samy Liechti ist Gründer des Onlineshops BLACKSOCKS und berät heute Unternehmen als RUZ-Digitalexperte. Was hat die Frage nach der Nachfolge bei ihm ausgelöst, als er BLACKSOCKS verkaufte? Es komme auf die Lebensphase an, sagt Liechti: «Ich war 54 Jahre alt, als ich verkauft habe und für mich war klar: Nachher kommt noch was.» Das sei anders, wenn man sein Unternehmen altersbedingt verkaufen muss und beispielsweise in die Pension geht.

Vor dem Verkauf hatte Liechti Bedenken darüber, was er nachher macht. Sein Learning: «Erst muss man das eine loslassen. Dann hat man den Kopf frei, sich zu überlegen, was nachher kommt.»

(Grafik: Raiffeisen Unternehmerzentrum)

2. Mich und mein privates Umfeld auf die Nachfolge vorbereiten

Hier stellen sich Finanzfragen: Wie hoch ist mein Finanzbedarf im Lebensabschnitt danach? Und bin ich auf den Verkaufserlös angewiesen? Die Experten empfehlen, sich frühzeitig um die Vorsorge zu kümmern. Auch als Unternehmer sollte man privat in die zweite und dritte Säule sowie darüber hinaus Vermögen sparen.

Da Liechti sein Unternehmen nicht altersbedingt abgab, standen diese Fragen bei ihm nicht im Vordergrund: «Mit 54 hatte ich nicht das Gefühl, dass ich am Ende des Berufslebens stehe. Für mich war es wichtig, dass ich aktiv bleibe, weiterhin Einkommen generiere und somit auch in die Sozialversicherungen einzahle.»

Raimund Staubli stellt bei Gesprächen zudem oft fest: «Unternehmer, die bald in Pension gehen, haben oft einen normalen Ehevertrag und weder einen Erbvertrag noch ein Testament.» Das sollten Gründerinnen und Gründer besser regeln. Auch den Vorsorgeauftrag brauche es, sobald man ein Unternehmen gründet.

Webinar verpasst?

Weitere Praxisbeispiele zur Zukunft und Nachfolgefähigkeit eines Unternehmens gibt es in der Aufzeichnung des Webinars.

Aufzeichnung anschauen

3. Potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger finden und entwickeln

Nicht in jedem Fall ist klar, wer ein Unternehmen weiterführt. Auch hier sollen Gründerinnen und Gründer möglichst früh Personen auswählen und diese gegebenenfalls entwickeln. Die Experten empfehlen, den Fächer für diesen Entscheid weit zu öffnen.

Mögliche Nachfolgerinnen oder Nachfolger:

  • Familie und Verwandte
  • Aktuelle Mitarbeitende
  • Ehemalige Lehrlinge / Mitarbeitende
  • Partner
  • Kunden
  • Lieferanten
  • Mitbewerber

4. Mein Unternehmen auf die Nachfolge vorbereiten

Im nächsten Schritt sollten Unternehmer die Firma selbst auf die Nachfolge vorbereiten. Dazu gehören das Prüfen der Gesellschaftsform, der Aufbau- und Ablaufstruktur sowie die Finanzen. Spätestens nach diesem Schritt gibt es idealerweise einen groben Terminplan für die Nachfolgelösung.

Auch die eigenen Mitarbeitenden sollte man zum richtigen Zeitpunkt informieren, ohne Unsicherheiten zu schaffen. «Wenn ich kurz vor der Pension stehe, ist es eine Sicherheit für die Mitarbeiter, wenn ich denen sage, ich bin an der Nachfolge dran», erklärt Staubli. Man sollte die Belegschaft zwar früh informieren, aber nur so viel preisgeben, wie wirklich notwendig ist.

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