Instant Payment – so profitieren Schweizer KMU von schnellen Zahlungen

Zahlungen jederzeit versenden und innert Sekunden empfangen – mit Instant Payment ist das künftig möglich. Doch was heisst das für Unternehmen? Die wichtigsten Fragen und Antworten für Schweizer KMU.

Verfasst von Loris Gregorio

Künftig haben Schweizerinnen und Schweizer die Möglichkeit, Zahlungen innert zehn Sekunden zu überweisen. Davon profitieren auch Unternehmen. (Bild: iStockPhoto)

Mit Instant Payment sind Zahlungen in der Schweiz künftig rund um die Uhr möglich, auch an Wochenenden und Feiertagen. Der Betrag landet dabei innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto der Zahlungsempfängerin.

Rund 60 Finanzinstitute bieten die Funktion ab dem 20. August an. Das teilte SIX gegenüber Gryps mit. Ab Ende 2026 sind dann alle Finanzinstitute verpflichtet, Instant-Zahlungen entgegenzunehmen. SIX betreibt die Infrastruktur für den Finanzplatz Schweiz und hat gemeinsam mit der Schweizerischen Nationalbank die Technologie für Instant Payment entwickelt.

Die Änderungen werden Konsumentinnen und Konsumenten, wenn überhaupt, im E-Banking erkennen. Etwa in Form eines Häkchens, das sie setzen können, um eine Zahlung als «Instant» aufzugeben. Auf Unternehmensseite hingegen schaffen Instant-Zahlungen neue Möglichkeiten, die sich auf die Liquidität auswirken.

Was ändert sich für KMU?

Zahlungsexperte Tobias Trütsch sieht für Unternehmen Potenzial: «Die Schnelligkeit hat sicher einen grossen Einfluss auf das Liquiditätsmanagement.» Mit Instant Payment fällt das Schuldnerrisiko weitgehend weg, weil das Geld eines Schuldners in Echtzeit auf dem Konto der Empfängerin landet. 

Ein Beispiel: Ein KMU kennt einen Neukunden und seine Bonität noch nicht. Das KMU liefert ihm die Ware oder Dienstleistung also nur gegen Vorkasse. Anstatt nach Stunden oder Tagen trifft der Betrag mit einer Instant-Zahlung bereits nach zehn Sekunden beim KMU ein. So verschwindet das Risiko, dass der Kunde in diesem Fall nicht zahlungsfähig ist.

Dass die Verkäufer das Geld direkt zur Verfügung haben, war vorher nur mit einer Bargeldzahlung möglich. «Nun gibt es auch im virtuellen Raum die Möglichkeit, Waren gegen Bares zu tauschen», erläutert Trütsch. Dies könne insbesondere bei grösseren Beträgen hilfreich sein.

Den Schweizer Zahlungsverkehr als ForschungsgebietDr. Tobias Trütsch ist Geschäftsführer und Leiter des Center for Financial Services Innovation an der Universität St.Gallen (HSG). Er forscht im Bereich der Zahlungsverkehrs- und Geldwirtschaft. Gemeinsam mit Forschenden anderer Institute publiziert Trütsch regelmässig den «Swiss Payment Monitor», der das Zahlungsverhalten der Schweizer Bevölkerung untersucht.

Was kostet Instant Payment?

Was Instant Payment kostet, hängt von der jeweiligen Bank ab. «Seitens SIX wird kein Preisunterschied zwischen Instant-Zahlungen und herkömmlichen Kundenzahlungen im SIC-System gemacht», schreibt Carla Estermann, Marketingmanagerin bei SIX.

Eine Umfrage des Finanzportals «Moneyland» zeigt: Schweizer Banken verlangen bis zu fünf Franken für ausgehende Instant-Zahlungen. Einige Institute bieten die Funktion gebührenfrei an. Anders sieht es bei ankommenden Instant-Überweisungen aus. Diese sind bei allen befragten Banken für Privatkonten kostenlos. Einige Banken verlangen jedoch bei Geschäftskonten eine Gebühr, um Instant-Zahlungen zu empfangen.

«Schuldeneintreiben durch eine externe Firma kostet ein Vielfaches der Gebühr für Instant Payment», sagt Tobias Trütsch, Zahlungsexperte der Universität St.Gallen. (Bild: zVg)

Wer bezahlt die Gebühren?

Die Gebühren werden wohl nicht die Konsumenten bezahlen, da diese sehr preissensitiv sind. Bereits heute werden die Gebühren bei gewöhnlichen Zahlungsmitteln auf die Händler abgewälzt, etwa bei Debitkarten oder Twint. Tobias Trütsch ordnet ein: «Für Konsumenten ist der Gewinn einer Instant-Zahlung wohl noch zu wenig klar ersichtlich, als dass sie bereit wären, die Gebühren dafür selbst zu bezahlen.»

Bei Unternehmen sieht der Experte Trütsch eher eine Bereitschaft, für die Gebühr aufzukommen, um das Risiko eines Zahlungsausfalls zu minimieren: «Wenn eine Firma den ganzen Prozess des Schuldeneintreibens an eine externe Firma vergibt, kostet das ein Vielfaches der zwei Franken Gebühren für Instant Payment.»

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Was sind die Zukunftspläne für Instant Payment?

Lösungen für den sogenannten Point of Sale, etwa an einer Kasse im Laden oder im Onlineshop, bietet SIX selbst nicht an. «Dafür braucht es Lösungen durch den Privatsektor», heisst es von der Finanzdienstleisterin.

Wo Instant Payment Einsatz findet, ist seitens SIX vor der Einführung nicht klar: «Welche genauen Anwendungsfälle sich hier etablieren und ob diese tatsächlich bestehende Lösungen konkurrieren, wird sich weisen.»

Was sind mögliche Szenarien?

Laut Trütsch wäre ein möglicher nächster Schritt, dass Zahlungen am Point of Sale per Instant Payment beglichen werden. Technisch gibt es hier noch einige Herausforderungen zu meistern, beispielsweise fehlt ein Bezahlmedium wie eine Smartphone-App.

Instant-Zahlungen könnten aber auch eine Lösung im Hintergrund bleiben. So wäre es möglich, dass Zahlungen per Karte oder Twint künftig schneller beim Empfänger eintreffen. Twint hat gegenüber der «Netzwoche» bereits durchblicken lassen, dass eine Instant-Payment-Erweiterung in der Bezahl-App möglich sei.

Was sind die Unterschiede zu bisherigen Zahlungsmethoden?

Instant Payment ist keine klassische Zahlungsmethode, sondern eine Infrastruktur im Hintergrund. In Kombination mit bestehenden Zahlungsmethoden kommt das Geld jedoch schneller bei der Empfängerin an.

Dank Instant Payment ist das Geld in Echtzeit effektiv auf dem Konto der Empfängerin. Bei Twint etwa bekommt die Empfängerin das Geld zwar zur Verfügung gestellt, es handelt sich jedoch um einen Vorschuss der Bank. Die Bank empfängt das Geld in diesem Fall nicht in Echtzeit, und es kann einige Zeit dauern, bis es effektiv ankommt. Die Bank des Twint-Empfängers gibt also einen Vorschuss und trägt ein Liquiditätsrisiko. Denn es besteht die Gefahr, dass das Geld des Senders aus irgendeinem Grund nicht ankommt.

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