Stille Reserven für Ihre Steueroptimierung
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Aktualisiert am 13.11.2023
Aktiven und Passiven vorsichtig bewerten
Viele Unternehmen bilden in guten Zeiten stille Reserven, um diese bei Bedarf gezielt wieder auflösen zu können. Ziehen Sie diese Möglichkeit der Steueroptimierung auch für Ihr Unternehmen in Betracht.
Stille Reserven zu bilden, ist eine von verschiedenen Möglichkeiten zur Steueroptimierung für Verantwortliche von AGs und GmbHs wie für Selbstständigerwerbende. Der einfachste Weg dazu: Bewerten Sie die Aktiven und Passiven in Ihrer Bilanz vorsichtiger (siehe unten stehendes Beispiel der Handels AG). Dadurch reduzieren Sie das Vermögen Ihres Unternehmens und somit auch die Steuerbelastung.
So bilden Sie stille Reserven
Sowohl das OR als auch die Steuergesetze erlauben den Unternehmen, ihre Warenvorräte zu zwei Dritteln des effektiven Inventarbetrags zu bilanzieren (sogenannter Warendrittel). Das bedeutet eine pauschale Wertberichtigung um 33 Prozent.
Ein Beispiel: Die Handels AG bewertet den Aktivposten «Vorräte Handelswaren» statt mit dem tatsächlichen Wert von 120 nur mit 80 und bildet so stille Reserven von 40. Bilanz und Erfolgsrechnung weisen lediglich noch einen Gewinn von 20 statt 60 aus. Die tiefere Bewertung der Vorräte hat automatisch einen höheren Warenaufwand zur Folge; der Effekt ist derselbe wie bei einer realen Lagerabnahme – die Handels AG hat quasi im eigenen Vorratslager eingekauft. Dieser Vorgang ist in der Erfolgsrechnung zu erkennen.
Beispiel
Bilanz Handels AG ohne stille Reserven (in Tausend Franken) | |||
---|---|---|---|
Aktiven | Passiven | ||
Umlaufvermögen | Fremdkapital | ||
Kasse | 10 | Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | 20 |
Bank | 80 | Bankverbindlichkeiten | 50 |
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen | 30 | ||
Vorräte Handelswaren | 120 | ||
Anlagevermögen | Eigenkapital | ||
Informatik | 10 | Aktienkapital | 100 |
Fahrzeuge | 10 | Gesetzliche Gewinnreserve | 50 |
Mobiliar und Einrichtung | 20 | Jahresgewinn | 60 |
Total Aktiven | 280 | Total Passiven | 280 |
Bilanz Handels AG mit stillen Reserven (in Tausend Franken) | |||
---|---|---|---|
Aktiven | Passiven | ||
Umlaufvermögen | Fremdkapital | ||
Kasse | 10 | Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen | 20 |
Bank | 80 | Bankverbindlichkeiten | 50 |
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen | 30 | ||
Vorräte Handelswaren | 120 | ||
Anlagevermögen | Eigenkapital | ||
Informatik | 10 | Aktienkapital | 100 |
Fahrzeuge | 10 | Gesetzliche Gewinnreserve | 50 |
Mobiliar und Einrichtung | 20 | Jahresgewinn | 20 |
Total Aktiven | 240 | Total Passiven | 240 |
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Stille Reserven in der Erfolgsrechnung
In Ihrer internen Bilanz und Erfolgsrechnung (Betriebsbuchhaltung) werden Sie natürlich sowohl die Bildung wie auch die Auflösung stiller Reserven ausweisen. Nur so erhalten Sie das effektive Bild der finanziellen Situation Ihres Unternehmens. Das gilt erst recht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten oder bei einem finanziellen Engpass. Die Handels AG im obigen Beispiel hat ihren Aktivposten «Vorräte Handelswaren» statt mit dem tatsächlichen Wert von 120 vorsichtiger nur mit 80 bewertet. Entsprechend steigt der Warenaufwand und sinkt der Jahresgewinn um die Differenz von 40.
Beispiel
Erfolgsrechnung Handels AG ohne stille Reserven (in Tausend Franken) | |||
---|---|---|---|
Aufwand | Ertrag | ||
Warenaufwand | 510 | Warenertrag | 980 |
Lohnaufwand | 250 | Ausserordentlicher Ertrag | 10 |
Raumaufwand | 110 | ||
Verwaltungsaufwand | 15 | ||
Werbeaufwand | 10 | ||
Finanzaufwand | 3 | ||
Abschreibungen | 20 | ||
Ausserordentlicher Aufwand | 4 | ||
Direkte Steuern | 8 | ||
Jahresgewinn | 60 | ||
990 | 990 |
Erfolgsrechnung Handels AG mit stillen Reserven (in Tausend Franken) | |||
---|---|---|---|
Aufwand | Ertrag | ||
Warenaufwand | 550 | Warenertrag | 980 |
Lohnaufwand | 250 | Ausserordentlicher Ertrag | 10 |
Raumaufwand | 110 | ||
Verwaltungsaufwand | 15 | ||
Werbeaufwand | 10 | ||
Finanzaufwand | 3 | ||
Abschreibungen | 20 | ||
Ausserordentlicher Aufwand | 4 | ||
Direkte Steuern | 8 | ||
Jahresgewinn | 20 | ||
990 | 990 |
Stille Reserven in der Cashflow-Berechnung
Ob Sie bei der Analyse Ihres Unternehmenserfolgs von einem Zufluss von 20 oder 60 ausgehen, ist ein markanter Unterschied. Führen Sie ein Unternehmen mit Waren- und Materialvorräten, sollten Sie deshalb dem jährlichen Inventar grosse Beachtung schenken. Sie müssen unbedingt wissen, ob ans Lager oder vom Lager eingekauft wurde. Auf eine solche Inventur zu verzichten, wäre unverantwortlich, denn nur mit der genauen Bewertung der Warenvorräte können Sie den Cashflow und damit den Unternehmenserfolg korrekt ermitteln.
Beispiel
Cashflow aus Geschäftstätigkeit Handels AG (in Tausend Franken) | |
---|---|
Jahresgewinn | 20 |
Abschreibungen | 20 |
Bildung stiller Reserven auf Handelsvorräten | 40 |
Cashflow | 80 |
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Autor/-innen und Expert/-innen: Sabrina Frei, Hans Schoch