Ungebundene Versicherungsberatung – was Sie über Broker wissen müssen
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Aktualisiert am 14.11.2023
Unterstützung durch einen Broker
Viele Unternehmer überlegen sich früher oder später, ob sie ihre Versicherungslösungen über einen Broker abwickeln wollen. Das spart Zeit – und stellt im Idealfall sicher, dass man richtig versichert ist. Halten Sie sich bei der Zusammenarbeit mit Brokern an bewährte Schutzmechanismen, um auch wirklich gut beraten zu sein.
Versicherungsfragen sind oft komplex und übersteigen das im eigenen Betrieb vorhandene Know-how. In diesem Fall lohnt es sich, eine seriöse Beratung in Anspruch zu nehmen.
Gebundene oder ungebundene Beratung?
Für eine seriöse Beratung in Versicherungsfragen haben Sie zwei Möglichkeiten:
- Sie kontaktieren einen oder mehrere Versicherer für eine Offerte zu einem bestimmten Versicherungsprodukt und fragen im Verkaufsgespräch direkt nach. Die Kundenberater, mit denen Sie dabei zu tun haben, sind gebundene Vermittler. Sie kennen die Produkte ihres Arbeitgebers genau und können Sie darüber informieren, welchen Versicherungsschutz diese Ihnen bieten und wo Sie allenfalls noch Deckungslücken haben. Die Berater erhalten für einen Vertragsabschluss in der Regel eine Provision und vermitteln lediglich die Produkte ihres Arbeitgebers. Den Vergleich zwischen verschiedenen Anbietern müssen Sie selber machen.
- Sie engagieren einen Broker, auch Versicherungsmakler genannt. Broker agieren als ungebundene Vermittler und Risikomanagerinnen. Damit haben Sie nur noch eine Ansprechperson für Versicherungsfragen, die sich für Sie vom Abschluss bis zum Schadenfall um vieles kümmert. Ungebundene Vermittler erhalten von den Versicherern Courtagen. Das ist ein definierter Prozentsatz auf dem jährlich verwalteten Prämienvolumen. Entscheidend ist also nicht primär der Abschluss eines einzelnen Vertrags, sondern vielmehr der ganze Bestand. Das nimmt den Druck weg, unbedingt abschliessen zu müssen, schafft aber andere Fehlanreize. Das Courtagensystem wird denn auch öfters kritisiert.
Finanziell sind beide Varianten gleich interessant für Sie: Sie bezahlen immer dieselbe Prämie für ein Produkt, unabhängig davon, ob Sie den Vertrag direkt beim Versicherer oder über einen Broker abschliessen.
So finden Sie einen Broker
Es gibt zahlreiche kleinere und mittlere Versicherungsbroker in der Schweiz. Wenn Sie Wert auf einen persönlichen Kontakt legen, suchen Sie am besten in Ihrer Nähe. Überprüfen Sie den Kompetenzbereich und das Beratungsangebot. Die meisten Brokerinnen und Broker für KMU sind auf bestimmte Branchen spezialisiert und weisen das auf ihrer Website aus. Wenn Sie eine Fachperson finden, die sich in Ihrem Tätigkeitsfeld auskennt, profitieren Sie mehrfach. Eine solche Brokerin weiss erfahrungsgemäss nicht nur, bei welchen Gesellschaften Sie das beste Angebot erwarten können, sondern kennt sich auch aus mit den Versicherungsbedingungen, möglichen Fallstricken und der Kulanz im Schadenfall.
Für digitalaffine Unternehmerinnen und Unternehmer gibt es mittlerweile auch Broker, die nur online unterwegs sind und ihre Kundschaft via Videocalls beraten. Dagegen spricht nichts, solange es sich um klar identifizierbare Beraterinnen und Berater handelt, die bei der Finma registriert sind und das nötige Know-how für Ihre Branche mitbringen.
Die grössten Broker in der Schweiz sind nebst Kessler vor allem internationale Unternehmen wie Aon, Funk, Verlingue oder Willis Towers Watson. Diese Grossbroker kennen meist Beschränkungen: Sie beraten Unternehmen beispielsweise erst ab einer bestimmten Anzahl Mitarbeitenden oder ab einem minimalen Prämienvolumen. Aufgrund vermehrter Fusionen in den letzten Jahren gibt es aber durchaus auch grössere Broker, die Standorte in der ganzen Schweiz haben, lokal verankert sind und KMU beraten.
Letztlich ist es also Ihnen überlassen, ob Sie lieber auf ein grosses, etabliertes Unternehmen, ein innovatives Start-up oder einen kleinen, regionalen Broker setzen.
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Wie seriös ist Ihr Broker?
Bei der Qualität von Brokerinnen und Brokern gibt es grosse Unterschiede. Das zu durchschauen, ist nicht immer einfach. Es gibt jedoch ein paar Grundsätze, die Ihnen wichtige Hinweise auf die Seriosität liefern. Zwingend sind das Finma-Register und das Informationsschreiben beim Erstkontakt.
Finma-Register konsultieren
Ein Versicherungsbroker muss bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) registriert sein. Im öffentlichen Register sollte sowohl die Firma als auch die einzelne Beraterin verzeichnet sein. Finden Sie diese nicht, fragen Sie am besten direkt bei Ihrer Versicherungsmaklerin nach der Registrierungsnummer. Überprüfen Sie dabei nicht nur, ob eine Registrierung besteht, sondern auch, wofür die Brokerin qualifiziert ist. Ein Krankenkassenvermittler sollte beispielsweise keine Firmenkunden betreuen. Seriöse Unternehmen weisen ihre Finma-Nummer auf ihrer Website aus.
Informationspflicht
Jeder ungebundene Versicherungsberater, jede Brokerin hat nach Art. 45 des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) eine Informationspflicht. Beim Erstkontakt erhalten Sie ein Schreiben, auf dem aufgeführt ist, mit welchen Gesellschaften die Brokerin, der Broker zusammenarbeitet. Darin sind auch der Umgang mit Kundendaten, die Datenschutzrichtlinien und die Haftung erwähnt. Wenn Sie diese Informationen nicht erhalten, sollten Sie hellhörig werden.
Gütesiegel Cicero
Ungebundene Beraterinnen und Berater müssen sich fortlaufend weiterbilden. Ein Qualitätsmerkmal dafür ist das Gütesiegel Cicero der Fachstelle des Berufsbildungsverbands der Versicherungswirtschaft (VBV). Diese stellt sicher, dass die Berater ihr Fachwissen auf dem neusten Stand halten, verantwortlich handeln und für die Kundschaft wie auch ihren Arbeitgeber einen Mehrwert bieten.
Verbandsmitgliedschaft SIBA
Der Brokerverband SIBA (Swiss Insurance Brokers Association) kontrolliert die Seriosität seiner Mitglieder und stellt damit ein weiteres Qualitätsmerkmal dar. Allerdings sind bei der SIBA nur die grösseren Broker, die teilweise lediglich Kunden mit einem gewissen Prämienvolumen betreuen. Auch ein Broker, der nicht SIBA-Mitglied ist, kann Sie als KMU gut beraten.
So funktioniert ein Mandat mit einem Broker
Die Zusammenarbeit mit einem Broker, einer Brokerin läuft folgendermassen ab:
- Erteilung der Vollmacht (Kunde)
- Analyse der Risiken und Abgleich mit bestehenden Versicherungen; Einholen und Vergleichen von Offerten (Broker)
- Abschluss der Verträge (Kunde)
- Unterstützung im Schadenfall und bei Veränderungen (Broker)
Wenn Sie sich für einen Broker entschieden haben, geben Sie diesem ein Mandat zur Versicherungsverwaltung. Sie unterzeichnen eine entsprechende Vollmacht, die ihn berechtigt, an Ihrer Stelle mit den Versicherern zu verhandeln. Anschliessend holt der Broker Offerten in den von Ihnen gewünschten Bereichen ein, vergleicht diese in Bezug auf Prämien und Leistungen und unterbreitet Ihnen Vorschläge.
Was kostet ein Broker?
Ungebundene Beraterinnen vergleichen Produkte mehrerer Anbieter und unterbreiten Ihnen dann eine passende Offerte. Sie erhalten für ihre Arbeit eine Courtage vom Versicherer, die je nach Gesellschaft unterschiedlich hoch sein kann. Sie als Kunde bezahlen also nicht mehr, wenn Sie eine Brokerin engagieren. Es besteht aber die Gefahr, dass diese Ihnen die Produkte empfiehlt, an denen sie am meisten verdient – und nicht jene, die am besten zu Ihnen passen.
Sie können dies ein Stück weit umgehen, indem Sie beispielsweise nach der Offerte eines bestimmten Versicherers fragen. Verlangen Sie zudem Transparenz: Ihr Makler sollte Ihnen gegenüber ausweisen, was er am Abschluss verdient. Ganz ohne Vertrauen geht es aber nicht – deshalb sollten Sie Ihre Versicherungsfragen nur mit jemandem besprechen, den Sie sorgfältig ausgewählt und überprüft haben.
Beratungshonorar statt Courtage
Wenn Sie dem Courtagenmodell kritisch gegenüberstehen, können Sie mit Ihrem Makler auch eine Beratung auf Honorarbasis vereinbaren. Dann bezahlen Sie für die Dienstleistung ein Stundenhonorar oder eine Pauschale. Die meisten Brokerfirmen weisen ihren Honoraransatz transparent aus, da sie auch für weitergehende Risikoanalysen (beispielsweise für nicht versicherbare Risiken), interne Schulungen oder andere Dienstleistungen ein Honorar verrechnen. Der Vorteil ist, dass der Lohn des Beraters so nicht vom generierten Prämienvolumen abhängt. Der Nachteil, dass Sie gleich viel bezahlen wie eine grössere Firma – die Quersubventionierung, die im Courtagenmodell natürlicherweise stattfindet –, fällt weg.
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Autor/-innen und Expert/-innen: Rahel Lüönd, Oliver Odermatt