Verwaltungsrat

Gibt es eine Zauberformel für die Zusammensetzung des VR?

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Mitarbeitende sind von oben zu beobachten, wie sie am Sitzungstisch diskutieren.

Aktualisiert am 02.10.2024

Zwei goldene Regeln

Den VR, der für alle KMU passt, den gibt es nicht. Die Aspekte der Zusammenstellung des Gremiums sind vielfältig und auch abhängig von verschiedenen Gegebenheiten, etwa der Grösse Ihres Unternehmens, der Unternehmenskultur, dem bereits vorhandenen Know-how im VR, aktuellen Herausforderungen etc. Der Gesetzgeber äussert sich zwar zu den Rechten oder Pflichten des Verwaltungsrats (siehe «Die Verantwortungsbereiche und der Auftrag des VR»). Wie, mit welchem Team und mit wie vielen Verwaltungsratsmitgliedern Sie dies in Ihrem Unternehmen meistern, ist jedoch weitgehend Ihnen überlassen.

In der Praxis gibt es zwei «goldene Regeln», die Ihnen helfen, wenn Sie Ihren Verwaltungsrat neu zusammenstellen oder ergänzen:

Power durch Vielfalt – zum Beispiel:

  • Branchen- und Fachwissen – Finanzen, Digitalisierung, strategisches Management, Recht, Kommunikation etc.
  • Know-how und Netzwerke – unterschiedliche Backgrounds verschiedene Aus- und Weiterbildungen
  • Geschlecht und Alter 
  • Erfahrung und Kompetenzen – von Krisenmanagement über Branchenkenntnisse bis hin zu Kreativität und Vision
  • (Welt-)Ansichten und Methodik – Grundüberzeugungen, Perspektiven, Vorgehensweisen
  • Verschiedene Rollen und Funktionen im VR

Zusammenarbeit im Fokus – zum Beispiel:

  • Identifikation mit dem Unternehmen, dem Geschäftsmodell und der strategischen Stossrichtung
  • Unabhängigkeit – gegenüber dem Inhaber, der Inhaberin des Unternehmens, aber auch in Bezug auf das VR-Salär
  • Good Corporate Governance, Integrität – Wille zur guten Unternehmensführung, Wertewelt
  • Persönliches Engagement und zeitliche Verfügbarkeit 
  • Kommunikation und Integrität – gemeinsame Verständigungsbasis, übereinstimmende Werte und Prinzipien
  • Sachliche, kritische und professionelle Arbeitsweise
Tipp Stellen Sie sicher, dass alle Verwaltungsratsmitglieder die gesetzlichen Anforderungen und Richtlinien verstehen und einhalten. Klare Kommunikation über Verantwortlichkeiten und Erwartungen hilft, Konflikte zu vermeiden und die Effizienz des Gremiums zu steigern.

Unterstützung bei der Suche nach dem richtigen VR

Das Profil Ihres idealen VR ist sehr individuell, es besteht oft aus einem komplexen Mix verschiedener Aspekte und Anforderungen, die aus der Situation Ihres Unternehmens abgeleitet werden.

Gut möglich, dass Sie rascher und mit weniger Aufwand ans Ziel kommen, wenn Sie einen Profi beiziehen. Es gibt verschiedene Anbieter, die Sie beraten können – zum Beispiel VRMandat.com, eine Plattform, die kleinen und mittelgrossen Unternehmen eine einfache, kostenschonende und effiziente Suche für unabhängige und erfahrene Verwaltungsratsmitglieder anbietet. Dank cleveren Filtern finden Sie aus über 3‘000 potenziellen VR-Mitgliedern aus der Schweiz Ihr Wunschprofil.

Nachhaltigkeit auch im Verwaltungsrat

Vielfalt (Diversität) in VR und Geschäftsführung trägt bei zur nachhaltigen Entwicklung Ihres Unternehmens. In der Schweiz ist in dieser Hinsicht noch viel Luft nach oben – zum Beispiel bei der Geschlechterdiversität (siehe Grafik). 

Doch durch eine «diversity of views and experience» ist nicht nur das Risikomanagement besser aufgestellt, stimuliert werden auch Kreativität, Innovation und Produktivität – Aspekte, die für ein nachhaltiges Wirtschaften von Bedeutung sind. In diversen Verwaltungsräten sind die Chancen auf Nachhaltigkeit also grösser.

Entlöhnung der VR-Mitglieder in kleineren Unternehmen

Am häufigsten entgelten kleinere Unternehmen die VR-Arbeit mit einem jährlichen, fixen Betrag; das ist am einfachsten. Es gibt jedoch auch andere Vergütungsmodelle, etwa eine Auszahlung in Aktien oder mit erfolgsabhängiger Komponente, zum Beispiel einer Umsatzbeteiligung. Die Vergütung kann zudem von verschiedenen Faktoren abhängig sein:

  • Unternehmensgrösse
  • Branche und wirtschaftlicher Erfolg des Unternehmens
  • Anzahl und Dauer der VR-Sitzungen
  • Funktion im VR, Risikoexposition oder allfällige Versicherung
  • Weitere, individuelle Faktoren

KMU sind tendenziell zurückhaltender in der Vergütung als grössere Unternehmen. In kleineren Firmen beträgt das VR-Honorar durchschnittlich zwischen 6‘000 und 15‘000 Franken pro Jahr. Erwartet wird eine einheitliche Vergütung. Dabei erhält der Präsident des Verwaltungsrats rund das Doppelte der Grundvergütung eines normalen VR-Mitglieds, der Vizepräsident etwa das Anderthalbfache. 

Wichtig ist Transparenz. Die Gesamtvergütung des Verwaltungsrats kann im Geschäftsbericht offengelegt werden – vorgeschrieben ist dies für KMU aber nicht. Auch ein Vergütungsreglement wird nur von börsenkotierten Unternehmen verlangt. Achten Sie aber darauf, dass die Entschädigung im Vergleich zu ähnlichen Positionen angemessen ist. 

Gut zu wissenDie Verwaltungsratstätigkeit wird oft mit der Tätigkeit in einem Stiftungsrat verglichen. Tatsächlich sind viele Aspekte sehr vergleichbar, denn beide Gremien sind für die gute Führung und die erfolgreiche Strategie verantwortlich. Wenn es zur Entlöhnung kommt, wird aber in der Stiftungswelt oft vollständige Ehrenamtlichkeit verlangt, im besten Fall gibt es eine moderate Entschädigung von vielleicht 1'000 bis 3‘000 Franken im Jahr.

Warum sollten interessante Persönlichkeiten sich in unserem VR engagieren?

Eines gleich vorweg: Es sollten keinesfalls nur monetäre Beweggründe sein, die einen Kandidaten, eine Kandidatin zur Mitarbeit in Ihrem Verwaltungsrat motivieren. Das potentielle externe Verwaltungsratsmitglied sollte vielmehr ein Interesse daran haben, seine (oft über Jahre) erworbenen Kompetenzen und Erfahrungen im Gremium einbringen zu dürfen. Dies unter dem Gesichtspunkt eines langfristigen Nutzens statt eines kurzfristigen Erfolges.

So divers wie die KMU-Landschaft, ist auch das Reservoir an möglichen Kandidatinnen und Kandidaten – mit unterschiedlichsten Lebensläufen und Erfahrungen in den verschiedensten Branchen. Suchen Sie mit Bedacht nach dem passenden VR-Team. Definieren Sie Ihr Profil klar und kommunizieren Sie deutlich den erwarteten Mehrwert Ihrer externen VR-Mitglieder.

Was will ein potenzielles VR-Mitglied wissen?

Eine Persönlichkeit, die sich für die Mitarbeit in einem KMU-VR interessiert, wird folgende Punkte für sich abklären:

  • Was sind meine Pflichten als VR?
  • Wie ist der VR zusammengesetzt? Was soll meine Rolle sein? Was sind die konkreten Erwartungen an mich?
  • Wie ist die finanzielle Situation des Unternehmens? Was sagen der Revisionsbericht und die finanzielle Historie aus?
  • Was sind die strategischen Ziele? Wie sieht das Geschäftsmodell aus? Was sind zukünftige Herausforderungen?
  • Gibt es ein Organisationsreglement?
  • Wer sind die zentralen Personen und Stakeholder?
  • Kann es zu einem Interessenkonflikt kommen, etwa mit meinem eigenen Unternehmen, einem anderen VR-Mandat, das ich ausübe?
  • Wie ist die Entschädigung?
  • Wie hoch ist der zeitliche Aufwand?

Auf Fragen zu diesen Punkten müssen Sie Ihren Wunschkandidaten schlüssige Antworten geben und die Situation in Ihrem Unternehmen belegen können.

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Freunde und Familie im VR

Den Verwaltungsrat ausschliesslich mit Menschen aus dem eigenen Freundeskreis oder der Familie zu bilden, bedeutet eine Limitierung der Möglichkeiten und kann zu blinden Flecken und sogar zu ungewollten Abhängigkeiten führen.

Klar, in einem Familienbetrieb soll auch die Familie mit passenden VR-Mitgliedern vertreten sein. Dabei ist es wichtig, eine Balance zwischen den Familienstämmen und den Unternehmensinteressen herzustellen und darauf zu achten, dass die VR-Mitglieder die gesetzlichen Anforderungen erfüllen. Genau da sind externe Verwaltungsratsmitglieder in der Regel unbefangener und können eine Ausgewogenheit gewährleisten. 

Eine Stimme aus der Praxis«Als wir den VR unseres KMU erweitern wollten, suchten wir zuerst im eigenen Umfeld. Rasch haben wir erkannt, dass die persönlichen Beziehungen eher eine Belastung darstellen würden. Wir suchten deshalb jemand Unabhängigen, bewusst aus einer anderen Fachrichtung. Branchenwissen haben wir selbst genug im Verwaltungsrat. Auch eine Person mit rein juristischen Kenntnissen passte nicht. Diese Dienste kann man jederzeit auf Mandatsbasis einkaufen. Von allen Angesprochenen entschieden wir uns schliesslich für eine Unternehmerkollegin aus einer verwandten Branche. Sie passte am besten zu unseren Anforderungen und unserer Unternehmenskultur.»

Experte: Dominic Lüthi, Autorin: Käthi Zeugin