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Compliance und Meldekultur

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Gesetze

Aktualisiert am 28.11.2023

Wissen Ihre Angestellten, was im Unternehmen gilt?

Ihr Unternehmen als Ganzes sowie jeder und jede Ihrer Mitarbeitenden muss sich an eine ganze Reihe von Gesetzen, Branchenvorschriften etc. halten. Hinzu kommen firmeninterne Richtlinien. Dies alles wird heute oft unter dem Begriff Compliance (Regelkonformität) zusammengefasst.

Zwar muss ein KMU nicht ein umfassendes Compliance-Programm installieren, wie dies grosse Unternehmen tun. Aber auch in kleineren Betrieben lohnt es sich, Compliance-Regeln aufzustellen. Nur wenn Ihre Angestellten wissen, was gilt, können sie sich korrekt verhalten und merken auch, wenn irgendwo im Betrieb etwas nicht richtig läuft.

Und wenn etwas nicht richtig läuft? Viele Unternehmer und Firmeninhaberinnen stehen Whistleblowern misstrauisch gegenüber, befürchten, dass Interna an die Öffentlichkeit getragen werden, die der Firma schaden. Diese Furcht ist unbegründet, denn Sie haben es selber in der Hand, eine Kultur aufzubauen, in der Ihre Mitarbeitenden Missstände primär innerhalb des Unternehmens melden.

TippZentral ist eine Firmenkultur, die integres Verhalten fördert und dies von allen Stufen einfordert. Kommunizieren Sie die Werte, die Ihr Unternehmen hochhält, und machen Sie klar, dass diese Werte die Richtschnur für das tägliche Verhalten sein sollen. Ganz entscheidend ist, dass Sie selber und Ihr Führungsteam die Compliance-Regeln vorleben.

Geben Sie die Richtlinien vor

Stellen Sie für Ihr Unternehmen Richtlinien zusammen, zum Beispiel zum korrekten Umgang mit Firmen- und Kundendaten, zur IT-Sicherheit, zum Verhalten im Homeoffice, zur Einhaltung von behördlichen Vorschriften, aber auch zu Mobbing und sexueller Belästigung und zu Führungsgrundsätzen. Formulieren Sie einfach und klar, zum Beispiel:

  • Das ist nicht erlaubt:
    → Keine Instagram-Posts mit Fotos unserer Produktionsanlagen.
  • So wird das in unserer Firma gemacht:
    → Gespräche mit Kundinnen und Kunden finden immer in Besprechungsräumen statt und nicht am Arbeitsplatz.
TippEinen solchen Code of Conduct (Verhaltenskodex) erarbeiten Sie am besten zusammen mit Ihrer Belegschaft, je nach Grösse des Unternehmens mit allen oder nur mit den Führungskräften.

Whistleblower – so etablieren Sie eine Meldekultur

Ob Unzufriedenheit in einem Team, ein Datenleck in der Vertriebsabteilung oder Unterschlagungen – nicht immer läuft alles rund in einem Unternehmen. Und meist merken es die Kolleginnen und Kollegen zuerst, wenn etwas nicht stimmt. Doch vielerorts getrauen sich Angestellte nicht, solche Beobachtungen zu melden. Zu gross ist die Angst vor Repressalien.

Dabei haben Sie als Firmeninhaber oder Geschäftsleiterin durchaus ein Interesse daran, dass Missstände intern gemeldet werden. Nur dann können Sie eingreifen, bevor eine Sache eskaliert und unter Umständen gar Ämter und Strafbehörden eingeschaltet werden. Das ist umso wichtiger, als bei Bekanntwerden nicht nur der betreffende Mitarbeiter zur Verantwortung gezogen wird, sondern auch die Geschäftsführung – selbst wenn sie von den Verstössen keine Kenntnis hatte.

Gut zu wissen Im Dezember 2019 ist die EU-Whistleblower-Richtlinie in Kraft getreten. Die Mitgliedstaaten hatten Zeit bis zum 17. Dezember 2021, um diese in ihr nationales Recht umzusetzen. Danach müssen vorerst Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden sichere Meldekanäle bereitstellen, die den Meldenden Vertraulichkeit garantieren. Zwei Jahre später soll dies auch für Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitenden gelten. Juristische Personen des privaten Sektors mit einer Mitarbeiteranzahl zwischen 50 und 249 haben bis zum 17. Dezember 2023 Zeit für die Umsetzung. Diese Standards werden früher oder später auch von Schweizer Firmen erwartet, die mit Unternehmen oder Personen in der EU geschäften wollen.

Bieten Sie mehrere Kanäle für Meldungen an

Letztlich hängt es vom Klima in Ihrem Unternehmen ab: Je grösser das Vertrauen, desto eher werden Angestellte sich mit Beobachtungen an Sie wenden. Bieten Sie verschiedene Kanäle an, über die Ihre Mitarbeitenden Vorfälle melden können. Möglich ist auch, ein von einem Drittanbieter entwickeltes Meldesystem einzusetzen – googeln Sie einfach nach «Meldesystem für KMU».

Kanäle für Meldungen von Mitarbeitenden
Illustration Kanaele fuer Meldungen von Mitarbeitenden

Wichtig ist, dass Ihre Angestellten wissen, dass sie bei gerechtfertigten Meldungen keine negativen Konsequenzen zu befürchten haben. Gleichzeitig sollten Sie aber auch klarstellen, dass missbräuchliche Meldungen und unbegründetes Anschwärzen von Kollegen nicht geduldet werden.

Tipp Stellen Sie sicher, dass die ganze Belegschaft das interne Meldesystem kennt. Am besten verfassen Sie ein Merkblatt und halten die Vorgesetzten dazu an, das Meldesystem mit ihren Teams zu besprechen.